Öffentlichkeitsarbeit

OS Radio: Interview mit Mechthild Dierks, Lilly Hugenberg und Johanna Meyer


Der Verein Solidarisches Osnabrück ist am 30.09.2024 zu Gast im Mittags-Talk bei Sören Hage im OS Radio 104,8. Mechthild Dierks, Lilly Hugenberg und Johanna Meyer berichten über ihre Arbeit und den Yilmaz-Akyürek-Preis, der eine Woche zuvor im Friedenssaal des Rathauses Osnabrück von der Oberbürgermeisterin Katharina Pötter verliehen wurde. Mechthild Dierks und Lilly Hugenberg berichten als Initiatorinnen des Vereins und Johanna Meyer als Masterstudentin der Universität Osnabrück mit den Fächern Musik und Deutsch und Lehrende im Verein Solidarisches Osnabrück. Zusammen mit Sören Hage sitzen sie zu viert im Studio des OS Radio 104,8. 


Von den 40 Mitgliedern des Vereins sind derzeit 4 pensionierte Lehrerinnen und etwa 10 Studierende der Universität Osnabrück tätig.


Mechthild Dierks ist als Gymnasiallehrerin mit den Fächern Mathe und Deutsch auf das Thema des Analphabetismus aufmerksam geworden, nachdem sie mit ihren Schüler*innen im Theaterunterricht am Gymnasium zu Bernhard Schlinks “Der Vorleser” erarbeitet hat, wie sich Analphabeten in einer Gesellschaft, die von Schrift bestimmt ist, fühlen müssen. Zunächst unterrichtet sie als pensionierte Gymnasiallehrerin Analphabeten in der VHS Osnabrück, nachdem sie an einer Ausbildung zur Alphabetisierung teilgenommen hat. Dort trifft sie auf Geflüchtete und nimmt schließlich Kontakt zur Landesaufnahmebehörde in Osnabrück auf. Das Zusammentreffen mit den Geflüchteten motiviert sie, jenen die deutsche Sprache und  Landeskenntnisse näherzubringen. Sie fragt bei der Landesaufnahmebehörde, ob Hilfe für Geflüchtete erwünscht sei, nachdem im Frühjahr 2015 erste Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind. So organisieren Freiwillige und Ehrenamtliche wie Mechthild Dierks in der Landesaufnahmebehörde, wo die Geflüchteten untergebracht werden, Deutschunterricht. Es werden Stundenpläne erstellt und zunächst wird in Fernsehräumen oder der Mensa unterrichtet. Erst einmal bat die Leiterin des Hauses, Anne-Kathrin Teschner, die Ehrenamtlichen, die Kinder zu unterrichten, um den Kindern Bildung zu ermöglichen und eine Tagesstruktur für die Kinder und insgesamt eine ruhigere Umgebung für alle Bewohner des Hauses zu schaffen. Kindermaterial wird  angeschafft und die Kinder werden nach Alter und Leistungsniveau eingeteilt. Mechthild Dierks arbeitete mit mehreren Ehrenamtlichen zusammen.  

Lilly Hugenberg berichtet, wie sie im Juli 2015 mit dem Fahrrad an der Landesaufnahmebehörde vorbeifährt und ihre Hilfe als frisch pensionierte Grundschullehrerin anbietet. Frau Teschner begegnet ihr erfreut und sagt: “Sie schickt der Himmel!” Lilly Hugenberg entdeckt, dass sich unter den Jugendlichen, die keinen Platz in der Berufsschule gefunden haben, primäre Analphabeten befinden und beginnt, diese zu beschulen. Rainer Hafke ist ebenfalls im Sommer 2015 als Lehrender im Unterricht tätig und beginnt dann, eine Schulstruktur aufzubauen. Er organisiert den Unterricht, der von nun an vormittags für die Kinder, abends für die Eltern und andere Erwachsene durchgeführt wird. Zeitweise sind insgesamt 100 Ehrenamtliche tätig. Rainer Hafke perfektioniert das Büro der Schule und organisiert das Unterrichtsmaterial für die Ehrenamtlichen. 

Im Juli 2018 gründet sich dann der Verein "Solidarisches Osnabrück".

  

Insgesamt ist die Sprachschule des Vereins 24 Mal umgezogen. Zunächst gab es viele Umzüge innerhalb der Landesaufnahmebehörde, da die Schulungsräume für andere Zwecke der LAB und Unterkünfte genutzt werden mussten, dann auch außerhalb in die Dependants an der Landwehrstraße und zuletzt zum Ballsport Eversburg e.V. Mechthild Dierks verweist auf die Mühsal des ständigen Bücherschleppens und Frau Hugenberg ergänzt, dass Herr Hafke die Räumlichkeiten immer wieder mit Möbeln eingerichtet hat.


“Wenn wir uns nicht verstehen können, können wir  nichts verstehen”, so zitiert Lilly Hugenberg Rainer Hafke. Das ist das Motto vom Solidarischen Osnabrück und Ziel ist es, Sprache und Schrift zu vermitteln. Dafür erhält der Verein eine Woche zuvor den Yilmaz-Akyürek-Preis. Die drei Lehrenden berichten, was für eine große Ehre dies sei und wie sie sich darüber freuen, dass ihre Arbeit anerkannt wird. Mechthild Dierks sei überrascht gewesen über die große Menge an anwesenden Menschen und begeistert von der musikalischen Untermalung. 


Moderator Sören Hage fragt, was die drei antreibt, dieser Arbeit nachzugehen. Die Dankbarkeit, die einem seitens der Geflüchteten entgegengebracht wird, sei für alle drei Lehrenden ein ausschlaggebender Punkt. Johanna Meyer berichtet, dass sie gerne etwas Sinnstiftendes tun und im Angesicht des Ukraine-Krieges Hilfe anbieten wollte. Darüber hinaus spricht sie über den Methodenkoffer, den sie sich bei der unterrichtlichen Tätigkeit erarbeiten und später im Lehrerberuf einsetzen kann. Mechthild Dierks erinnert sich an die Aussage einer Afghanin: “Endlich darf ich lernen.” Zu lernen ist für die meisten Geflüchteten keine Selbstverständlichkeit und die Dankbarkeit darüber bringen sie den Lehrenden täglich zum Ausdruck. Auch Lilly Hugenberg berichtet über die Aussage eines Schülers, der vor wenigen Wochen zu ihr sagte: “Lilly, ich liebe dich.” Solche Aussagen treiben die Lehrenden zur täglichen Arbeit an. Zudem hat Lilly Hugenberg immer gerne unterrichtet und möchte auch die Dankbarkeit, hier in Deutschland lernen zu dürfen, an Kinder und Geflüchtete, die nicht dieses Privileg haben, zurückgeben. 


Sören Hage fragt, ob es auch eine Überbewertung der deutschen Sprache gibt? Ist es wirklich so wichtig, dass die Geflüchteten am Deutschunterricht teilnehmen? Sollten sie nicht eher in den Arbeitsmarkt eingebunden werden? Mechthild Dierks verweist an dieser Stelle auf bestimmte Berufe, für die ein gewisses Maß an sprachlichem Niveau vorhanden sein muss und daher der Sprachunterricht unumgänglich und essentiell ist. Außerdem könnten sich auf der Arbeit falsche Sprachstrukturen verfestigen, sodass beispielsweise nur der Infinitiv beim Sprechen verwendet wird. Lilly Hugenberg wünscht hingegen, dass die Geflüchteten früher eine Arbeitserlaubnis erhalten würden, um nicht in ihren sozialen Blasen zu verharren und auf der Arbeit Deutsch zu sprechen und zu lernen. Dabei sollten Arbeitgeber*innen und Arbeitskolleg*innen auch unterstützend behilflich sein. Zudem bemängelt Johanna Meyer die bürokratische Hürde und verweist darauf, dass viele Bildungszertifikate nicht anerkannt werden. 


Zum Ende des Mittags-Talks stellt Sören Hage noch die Frage, wie gegenwärtig die Stimmung in der Gesellschaft zum Thema Migration ist. Haben wir noch eine Willkommenskultur? Dies bejaht Mechthild Dierks und verweist auf die positiven Rückmeldungen, die die Kursteilnehmenden geben. Sie berichten, dass Osnabrück schön ist und die Leute nett sind. Johanna Meyer verweist im Gegensatz dazu auch auf die Angst vor den Auswirkungen der Migration auf die Gesellschaft und sieht das Thema zwiegespalten. Alles in allem finden sich in Osnabrück jedoch in ihrem Umfeld viele Beispiele der Willkommenskultur und eine Offenheit für Neues. 


Link zum OS Radio: https://www.osradio.de/2024/09/23/verein-solidarisches-osnabrueck-erhaelt-yilmaz-akyuerek-preis/





Der Yilmaz-Akyürek-Integrationspreis 2024 geht an den Verein „Solidarisches Osnabrück“

Am 23.09.2024 wird der Yilmaz-Akyürek-Integrationspreis im Friedenssaal des Rathauses in Osnabrück an den Verein Solidarisches Osnabrück verliehen.


Ausgezeichnet wurden Rainer Hafke, Mechthild Dierks, Svenja Stephan, Josef Hugenberg, Lilly Hugenberg, Marcel van Deyk, Nina Meyer, Joachim Dierks, Sabine Ringhofer, Amélie Comfere, Julian Bergmann, Steven Stahlberger, Johanna Meyer, Marlena Wegesin, Marcel Skupin, Mo Hunting und Katharina Kohoff.


„Sprache ist der Schlüssel für eine friedliche Gesellschaft“


Der mit 2.000 Euro dotierte Yilmaz Akyürek Integrationspreis der Stadt Osnabrück würdigt seit 2009 das Engagement von Personen oder Vereinen, die sich um die Integration und Gleichberechtigung Menschen ausländischer Herkunft verdient gemacht haben und für eine gegenseitige Anerkennung der Kulturen eingetreten sind.


In diesem Jahr wurden die Ehrenamtlichen des eingetragenen Vereins „Solidarisches Osnabrück“ für ihr persönliches Engagement im Rahmen der angebotenen Sprachschule und außerschulischen Bildungsangebote ausgezeichnet, die mittlerweile ein Erfolgsmodell der Osnabrücker Integrationsbemühungen darstellen. Osnabrücks Oberbürgermeisterin Katharina Pötter überreichte den Preis am Montag, 23. September, im mit zahlreichen Gäste besetzten Friedenssaal des historischen Rathauses an die Vertreter des Vereins Rainer Hafke, Mechthild Dierks und Lilly Hugenberg.


„Sehr geehrter Herr Hafke, sehr geehrte Frau Hugenberg, Sie haben in den letzten Jahren durch ihr unermüdliches Engagement gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Bildung in unserer Gesellschaft sind. Sie haben durch zahlreiche Projekte und Initiativen das Leben vieler Menschen in unserer Stadt bereichert. Sie produzieren unmittelbar mit dieser Unterstützung Bildung und Solidarität, die für Sie nicht Worthülsen sind, Sie leben Bildung und Solidarität!“, so Oberbürgermeisterin Pötter.

In seiner Dankesrede beschrieb der Vorstandsvorsitzende Rainer Hafke die manchmal mühevolle Arbeit des Vereins und schloss mit den Worten: „Wenn wir eine gelungene Integration wollen - und diese brauchen wir sowohl als Solidar- als auch als Wirtschaftsgemeinschaft - so ist der Schlüssel dazu die Sprache. Denn nur, wenn wir einander verstehen, können wie einander verstehen.“


Musikalisch untermalt wurde die Auszeichnung von Jóuana Dahduh und Ali Alyousef. 



Im Internet ist der Artikel unter folgendem Link nachzulesen:

 https://demokratisch.osnabrueck.de/de/aktuelles/yilmaz-akyuerek-integrationspreis-2024-fuer-den-verein-solidarisches-osnabrueck/





20.000 Euro von der Fromm-Stiftung geht an den Verein Solidarisches Osnabrück 

Sprachkurse für Geflüchtete: Verein „Solidarisches Osnabrück“ über Ansturm und Raumnot

Von Sandra Dorn | 17.11.2023, 14:13 Uhr

Foto: Philipp Hülsmann


Das Bild zeigt Nicolas Fromm (links) und Hanna Fromm-Bruns (Mitte) als Vertreter der Fromm-Stiftung und zu Besuch beim Sprachkurs des Solidarischen Osnabrück. Die Stiftung unterstützt den Verein mit 20.000 Euro und trägt damit dazu bei, dass der Deutschunterricht stattfinden kann. Auch Lilly Hugenberg und Mechthild Dierks sind auf dem Bild zu sehen zusammen mit Steven Stahlberger, der den Unterricht an diesem Tag leitet. Die Kursteilnehmer*innen zeigen Freude am Unterricht und am Miteinander. Der Verein zeigt sich sehr dankbar für die Unterstützung durch die Fromm-Stiftung.


Der Artikel berichtet über die Raumnot aufgrund der Umarbeiten, die im Vereinsheim stattfinden sollten. Dies ist der Grund, weshalb der Sprachkurs für wenige Wochen in der Gaststätte bei Maki in der Sedanstraße in Osnabrück stattfinden musste. Insgesamt ist die Sprachschule im Laufe der letzten Jahre 24 mal umgezogen. Im Artikel wird zudem über den Anstrum an bereitwilligen Lernenden berichtet.


Im Internet ist der Artikel unter folgendem Web-Link nachzulesen:

https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/fromm-stiftung-spendet-20000-euro-an-solidarisches-osnabrueck-45935394

Die einzige Chance, Deutsch zu lernen: Ehrenamtlicher Sprachkurs in Osnabrück überfüllt

Von Sandra Dorn | 17.01.2023, 08:17 Uhr

Foto: Michael Gründel


Das Bild zeigt die rege Teilnahme am Deutschkurs. Im Vereinshaus vom Ball Eversburg e.V. nehmen bis zu 50 Lernende am Deutschkurs teil, der in drei unterschiedliche Kurse untergliedert ist. Der Kurs wird von kriegsgeflüchteten Ukrainer*innen sowie Geflüchteten, die aus dem Erich-Maria-Remarque-Haus kommen, besucht. Der Osnabrücker Standort der Landesaufnahmebehörde (LAB) befindet sich nur hundert Meter vom Vereinsheim entfernt. Wer dort lebt, befindet sich in einem Asylverfahren und weiß noch nicht, wie es danach weitergeht. Die meisten Lehrnenden aus dem sog. "Camp" besuchen den Einstiegskurs nur für wenige Wochen. Der Kurs ist extra auf die kurzzeitige Teilnahme der Geflüchteten ausgerichtet. 


Die Nachfrage am Deutschkurs ist groß. Dies ist kein Wunder, da doch die Zahl der Geflüchteten in Osnabrück einen neuen Höchststand erreicht hat - so berichtet Sandra Dorn. Zudem plädieren Lilly Hugenberg und Mechthild Dierks für die tatkräftige Unterstützung durch weitere pensionierte Lehrer*innen und engagierte Student*innen, um weiterhin Deutschkurse gewährleisten zu können.


Im Internet ist der Artikel unter folgendem Web-Link nachzulesen: 

https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/ehrenamtlicher-deutschkurs-fuer-fluechtlinge-in-osnabrueck-ueberfuellt-43951079

Der Stiftungsbericht 2021 der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung ist da.


Das Projekt "Lilly"


„Wenn ein Mensch beginnt zu lesen“, sagt Lilly Hugenberg, „entdeckt er neue Welten.“ Als in der Nähe ihres Wohnhauses in Osnabrück junge Geflüchtete einziehen, weiß die pensionierte Lehrerin, wie sie helfen kann.


Lesen Sie den Bericht und schauen Sie sich den Film an.


zum Projekt "Lilly"
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